Weihnachtsgeschichte

Eine andere Weihnachtsgeschichte zu Macken und Fehlern

Eine andere Weihnachtsgeschichte oder neue Perspektiven

Geschichten haben eine lange Tradition. Geschichten rufen in uns nicht nur innere Bilder hervor, die unsere emotionale Befindlichkeit wesentlich stärker beeinflussen als das kognitive Denken, sondern enthalten auch Botschaften. Eine Weihnachtsgeschichte zu lesen, gehört selbst heutzutage noch für viele Familien zur Weihnachtszeit. Geschichten sind auch in vielen Weihnachtsliedern „verpackt“, die wir seit Wochen überall hören können … „I am dreaming of a white christmas“ …. Dieses Lied hat eine erstaunliche Geschichte. Es ist eine der meist verkauften Single und wurde von Bing Crosby gesungen. Komponiert hat den Song Irving Berlin, der Noten weder lesen noch schreiben konnte. In Notenform umgesetzt wurde die Komposition von seinem Sekretär Helma Kresa, der somit den besten Song aller Zeiten niedergeschrieben hat. Rückblickend ist durch das Zusammenwirken verschiedener Leute eine Erfolgsgeschichte entstanden!

Mit dem Blick darauf, dass wir mit Weihnachten gewisse Erwartungen verbinden, habe ich für Sie eine ganz spezielle Weihnachtsgeschichte herausgesucht, die von Macken und Fehlern erzählt. An die Geschichte schließt sich eine mögliche Deutung aus meiner Sicht an. Jeder Mensch erzeugt seine eigenen Bilder im Kopf, wenn er eine Geschichte hört oder liest. Ihre Interpretation der Geschichte könnte demnach eine andere sein als meine persönliche. Mit ihr möchte ich Mut machen im Umgang mit Ecken, Kanten und Fehlern bei sich und anderen.

Nun lade ich Sie ein, die Geschichte zu lesen. Nehmen Sie den Blickwinkel der Personen in der Geschichte ein, um sich in die Handlung eindenken und einfühlen zu können. Lassen Sie sich einfach inspirieren …..

Der Sprung in der Schüssel

„Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei große Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug. Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende der lange Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll.

Zwei Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war.

Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: „Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft.“

Die alte Frau lächelte. „Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.“

(Autor unbekannt)

Das Resümee dieser Weihnachtsgeschichte könnte so lauten:

Jeder von uns hat seine ganz eigenen Macken und Fehler. Es sind genau diese Macken und „Sprünge“, die unser Leben interessant und lohnenswert machen können, wenn wir uns und anderen Menschen mit Achtsamkeit begegnen. Hilfreich kann es dabei sein, die Menschen einfach mal so zu nehmen, wie sie sind, und das Gute in ihnen zu sehen. Das Verhalten von Menschen situationsbezogen zu betrachten, unterstützt die Chance, neue Perspektiven zu entwickeln. Es lohnt sich auch, sich selbst mit den eigenen Fehlern wertzuschätzen. Wenn wir auf das blicken, was sich letztlich positiv in unserem Leben entwickelt hat, gelingt uns dies wesentlich leichter. Und es ist wert, sich zu fragen, „was habe ich und was hat der Andere für ein Bedürfnis und was kann jeder von uns für ein positives Erleben beitragen“. Zu beobachten, wie ich mit mir selbst umgehe und rede, könnte ein erster Schritt zu mehr Wertschätzung und Mitgefühl sein.

Für die Weihnachtstage und darüber hinaus wünsche ich allen Lesern meiner Seite und insbesondere denen mit „einem Sprung in der Schüssel“ eine wundervolle Zeit. Nutzen Sie die Chance der Selbststeuerung, um Situationen anders als bislang zu interpretieren und neben der Schönheit auch den Duft der Blumen auf der Seite des Pfades genießen zu können.

Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in ein besonderes Neues Jahr,

Birgit Wagner