Sabbatical

Sabbatical oder „Leben neben der gewohnten Spur“

Der Gedanke, eine Auszeit einzulegen und ein Leben neben der gewohnten Spur auszuprobieren, ja ein Sabbatical zu machen, beschäftigt mich schon seit geraumer Zeit.

Doch es geht mir nicht darum, dem Alltagstrott zu entfliehen, sondern den eigenen Horizont zu erweitern. Erfahrungsgemäß arbeite ich gerne! Es macht mir Freude, durch systemische Beratung, Coaching oder Supervision Menschen bei der Erreichung ihrer Ziele zu begleiten, indem sie ihre Ressourcen aktivieren und die Sichtweisen verändern.

Und nun gönne ich mir selbst eine Erweiterung der Perspektiven und Optionen!

Die Kunst des Innehaltens

Ein Sabbatjahr ist interessanterweise keine Errungenschaft der Moderne, sondern wird bereits in der Tora beschrieben. Das hebräische Wort „sabat“ steht für „inne halten“. Laut göttlichem Gebot wird empfohlen, nach einer Zeit des Säens und Erntens das Land brach liegen zu lassen. Statt das Letzte aus der Erde rauszuholen, ist eine Ruhezeit für die Regeneration angesagt.

Bei der freien Zeit über einen Urlaub hinaus verspreche ich mir genügend Freiraum für meine persönlichen Belange. Zeit ist ein kostbares Gut und gleich verteilt. Jeder Mensch hat in seinem Leben – bis auf seinen ersten und letzten Tag – genau 24 Stunden pro Tag Zeit.

Es bleibt uns überlassen, wie wir dieses Geschenk nutzen und wieviel Zeit wir für was im Leben investieren. Statt Hetze und einem „ich muss noch schnell“ geht es mir bei diesem Leben neben der gewohnten Spur um das Erleben von Muße.

Die eigenen Bedürfnisse intensiver leben, neue Erfahrungen machen und veränderte Blickwinkel, das ist die Vision, die ich habe. Ich möchte mit meinen Möglichkeiten experimentieren, die jenseits der Komfortzone liegen.

Zudem ist es an der Zeit, verschiedene Themen intensiver zu überdenken und zu ordnen. Ich möchte bei mir ankommen – mich mit weiteren Facetten kennenlernen, unentdeckte Optionen wahrnehmen und auch neue Kräfte sammeln.

Gute Gründe für ein Sabbatical gibt es zahlreiche. Meine Motive habe ich beschreiben. Diese berufliche Pause bedeutet für mich keinen Stillstand, sondern vielmehr Anregung. Denn gerade durch eine Abwechselung und das Innehalten kommen oft neue Ideen zustande.

Ohne Wagnis keinen Fortschritt

Doch unbekanntes Terrain zu betreten, erfordert Mut, Planung und Neugier. Schließlich könnte das Unbekannte gefährlich sein und lässt in uns die Alarmglocken schrillen. Wir schwanken bei Entscheidungen zwischen dem Wunsch nach Sicherheit und Autonomie.

Jeder von uns kennt wohl diese innere Zerrissenheit. Und so scheuen wir auch davor, den Wunsch, über eine gewisse Zeit was ganz anderes zu machen, in die Tat umzusetzen.

Allerdings kann das, was uns durch die Gewohnheiten Sicherheit vermittelt, auch zum Hemmnis werden. Wir stehen uns manchmal selbst im Weg, wenn es darum geht, eigene Potentiale zu entfalten. In uns konkurrieren das Bewahren- und Kontrollieren-Wollen mit der Neugierde und Kreativität. Letztlich gibt es keine Weiterentwicklung ohne ein gewisses Risiko, da wir die Konsequenzen eines Handeln nur abschätzen können.

Zweifel zu haben, ist – wie bei jedem Projekt – ganz normal. Umso wertvoller ist es deshalb, von der Zukunft her zu denken, was durch die Auszeit neben den Überraschungen an Positivem entstehen könnte.

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Bei der Umsetzung meiner Wünsche setze ich auf das Selfleadership. So achte ich neben meinen Wünschen auf meine Gedanken und Gefühle für eine gute Selbstregulation.

Hilfreich ist für mich zudem die Reflexion der Lebenserfahrungen, die mich weitergebracht haben. Dankbar bin ich all meinen „Wegbegleitern“, die mich unterstützen, weil sie Verständnis für mein Bedürfnis nach Zeit und persönlichem Wachstum haben.

Das Leben ist letztlich ein stetiger Prozess der Veränderung und Entwicklung, auch von neuen Vorstellungen, Werten und Haltungen. Ich freue mich auf die Reise weg von partieller Fremdbestimmung hin zu mehr Selbstverwirklichung.

Ich möchte meine Herzenswünsche jetzt leben, wenn ich mich körperlich und geistig fit fühle, und nicht auf den Ruhestand warten.

Das Leben ist schlichtweg zu kurz für irgendwann! Und nun bin ich mal weg – bis Anfang November 🙂

Storytelling – Ich habe nur dieses eine Leben

Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, dass ich nun weniger Zeit habe zu leben, als ich bisher gelebt habe. Ich fühle mich wie dieses Kind, das eine Schachtel Bonbons gewonnen hat: Die ersten isst es mit Vergnügen. Aber als es merkt, dass nur noch wenige übrig waren, begann es, sie wirklich zu genießen.

Ich habe keine Zeit für endlose Konferenzen, bei denen die Statuten, Regeln, Verfahren und internen Vorschriften besprochen werden in dem Wissen, dass nichts erreicht wird. Ich habe keine Zeit mehr, absurde Menschen zu ertragen, die ungeachtet ihres Alters nicht gewachsen sind. Ich habe keine Zeit mehr, mit Mittelmäßigkeit zu kämpfen.

Ich will nicht in Besprechungen sein, in denen aufgeblasene Egos aufmarschieren. Ich vertrage keine Manipulierer und Opportunisten. Mich stören die Neider, die versuchen, Fähigere in Verruf zu bringen, um sich ihrer Positionen, Talente und Erfolge zu bemächtigen. Meine Zeit ist zu kurz, um Überschriften zu diskutieren.

Ich will das Wesentliche, denn meine Seele ist in Eile – ohne viele Süßigkeiten in der Packung. Ich möchte mit Menschen leben, die sehr menschlich sind, Menschen, die über ihre Fehler lachen können, die sich nichts auf ihre Erfolge einbilden, die sich nicht vorzeitig berufen fühlen und die nicht vor ihrer Verantwortung fliehen, Menschen, die die menschliche Würde verteidigen und die nur an der Seite der Wahrheit und Rechtschaffenheit gehen möchten.

Es ist das, was das Leben lebenswert macht. Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die es verstehen, die Herzen anderer zu berühren, Menschen, die durch die harten Schläge des Lebens lernten, durch sanfte Berührungen der Seele zu wachsen.

Ja, ich habe es eilig. Ich habe es eilig, mit der Intensität zu leben, die nur die Reife geben kann. Ich versuche, keine der Süßigkeiten, die mir noch bleiben, zu verschwenden. Ich bin mir sicher, dass sie köstlicher sein werden, als die, die ich bereits gegessen habe.

Mein Ziel ist es, das Ende zufrieden zu erreichen, in Frieden mit mir, meinen Lieben und meinem Gewissen. Wir haben zwei Leben und das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast. (nach Mario de Andrade)

Seit November bin ich wieder für Sie da und bald wird es einen neuen Blog über meine Erfahrungen geben.