Selbstorganisation Coaching

Selbstorganisation – Nichtwissen und Mitgefühl als Kompetenz

Nichtwissen als Kompetenz

In besonderen Zeiten wie die gegenwärtige durch die Corona-Pandemie stehen wir mit unserer Selbstorganisation vor speziellen Herausforderungen. Jeder Mensch und jede Organisationen steht vor Fragen, da bisherige Ziele, Strategien und viele Pläne an Gültigkeit verlieren können. Es gibt keine „Blaupause“ für die Verarbeitung der Ereignisse. Zukunftsängste erhalten so einen Nährboden, da uns sorgenvolle Gedanken in Bezug auf die Gesundheit und wirtschaftliche Situation beschäftigen.

Wir empfinden unser Nichtwissen – wie etwas gut ausgehen kann, und wie wir die Situation dahingehend beeinflussen können – eher als störend statt als Kompetenz. Zudem wurden viele Gewohnheiten in unserem Alltag regelrecht über den Haufen geworfen und es fehlt die Routine.

Neben der Arbeitssituation hat sich unsere Lebensweise teilweise einschneidend verändert. Abstand wahren und Wachsamkeit sind angesagt. Während die einen ins Homeoffice gewandert sind, mussten andere Kurzarbeit anmelden. Der Austausch mit Familie, Freunden und Kollegen hat sich überwiegend in den virtuellen Raum verlegt. Unser Leben mit Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung hat folglich einen deutlich anderen Rahmen und teilweise Inhalt erhalten. Insbesondere Familien machen zur Zeit einen Stresstest durch.

All dies, was wir um uns herum wahrnehmen, macht was mit uns. Unsere Befindlichkeit ist betroffen. Wie jede Krise im Leben wirkt sich auch diese auf die allgemeine Zufriedenheit und das individuelle Verhalten aus. Wie gesagt stehen wir im Rahmen von Self-Leadership vor der Aufgabe, sowohl gewohntes Verhalten fallen zu lassen und als auch neues zu entwickeln. Zugleich heißt es die Aufgaben des Alltags auszubalancieren und den empfundenen Stress abzubauen. Ganz schön viele Ansprüche, die sich da einstellen können.

Besondere Zeiten sind emotional herausfordernd. Sich dieses zunächst einmal einzugestehen, ist bereits hilfreich für die weitere Selbstorganisation.

Krise und das Nichtwissen

Durch die erlebte Ungewissheit stellt sich oftmals Unsicherheit ein. Das „Fahren auf Sicht“ fällt uns schwer. Wir wünschen uns mehr Zuversicht – Sicherheit durch Vorhersehbarkeit und am Besten noch Planbarkeit. Doch das ist momentan schier unmöglich. Wir sind Nichtwissende und blicken in eine ungewisse Zukunft. Wir hören immer wieder, dass es die Welt so wie wir sie bisher kennen nicht mehr gibt. Dabei sehnen sich die einen in der Krise nach ihrem gewohnten Leben. Andere Menschen indessen halten inne und entdecken dabei die eigenen Werte und Lebensinhalte aus einer anderen Perspektive.

Die Frage nach dem Sinn erwacht neu. Denn was bedeutet Normalität in dieser Gesellschaft und für jeden einzelnen?

Wie Marshall Rosenberg könnten wir nun der Frage folgen: „Dient das, was ich tue, dem Lebendigen, dem Leben?“ Statt gleich in Lösungen zu denken und die entsprechenden Knöpfe zu drücken, können wir uns zunächst in die Situation hineinfühlen – im „Hier und Jetzt“ sein. Denn wie uns die Corona-Krise zeigt, können wir nicht alles kognitiv erfassen und mit Bestimmheit sagen, wohin unsere Reise geht. Wir lernen beständig dazu. Die Zukunft lässt sich nicht immer antizipieren. Wir haben deshalb kein klares Bild von ihr. Es ist einfach unmöglich alles zu planen, sonst würden wir bereits so manches schon umgesetzt haben, oder?!

Mitgefühl als Haltung

Doch wir können schöpferisch bleiben oder werden. Neugierig und spielerisch an die Dinge und in den Tag zu gehen, kann uns die Kreativität erschließen. Zuhören – sowohl mir selbst und meinen Bedürfnissen, als auch den geäußerten Wünschen meines Gegenübers – erweitert den Blickwinkel. Sich besinnen auf die eigenen Ressourcen und auf positive Erfahrungen schafft zusätzlich Selbst-Vertrauen.

Wir können private und berufliche Beziehungen achtsam gestalten, uns mit Mitgefühl statt mit Vorurteilen begegnen. Nur mal angenommen, mir würde jetzt eine mögliche Antwort fehlen und ich bleibe trotzdem offen für das, was sich noch auftut, statt mich durch alte Denkmuster zu fixieren, was könnte dadurch entstehen? Es ist nützlich, die Situation aus einer Vogelperspektive zu betrachten. Dabei wird nicht nur die Perspektive gewechselt, sondern auch eine mitfühlende Haltung für sich selbst und andere Menschen entwickelt. Gleichzeitig gilt es auch, Spannungen auszuhalten. Üben wir uns indessen im Mitgefühl, bleiben wir handlungsfähig, statt in alten Mustern stecken zu bleiben.

Selbstorganisation – Der Blick aus einer Meta-Perspektive

Aus einer Meta-Perspektive können wir die Ereignisse und unsere Muster reflektieren, um einen individuellen und kollektiven Lernprozess zu beginnen. Was meldet sich bei dieser Betrachtung in meinem Denken und was in meinem Körper? Unserer Körper reagiert immer mit und kann uns als Kompass dienen. Durch die Interaktion mit anderen Menschen können wir eine negative Körperspannung mit Herzklopfen, Magengrummeln und Ähnlichem erleben, oder wir geraten mehr in eine Art Flow mit Leichtigkeit.

Reflektieren wir doch mal, was die eigene Intention und was wohl die unserer Mitmenschen ist? Kann ich neben dem, was ich schon kenne, genauso das Durchscheinende wahrnehmen? In welche Normalität wollen wir nach einer Krise zurück? An welchen Werten wollen wir uns orientieren? Was wollen wir beibehalten von unserem Verhalten in Krisenzeiten? Welche unserer Gewohnheiten wieder aufnehmen?

Denn was will in die Welt gebracht werden, was der Wertschöpfung dienen? Wie können wir nachhaltige Veränderungen schaffen?!

Es geht letztlich im privaten und beruflichen Kontext darum, uns selbst mit aller Vielfalt immer wieder zu spüren, unsere Intentionen wahrzunehmen und uns mit unseren Bedürfnissen zu verbinden, um zu werden, wer wir sein wollen! Die Selbstorganisation erfordert unsere Selbstreflexion. Dafür können wir immer wieder in die Meta-Perspektive wechseln und in uns hineinfühlen. Wir können uns dann für eine Welt des Lebendigen und des Mitgefühls entscheiden.

Dieser lebenslange Prozess der Selbstorganisation – des Entdeckens und der Navigation – orientiert sich an dem Sinn, den Möglichkeiten und Auswirkungen des Tuns. Diese Haltung dem Leben gegenüber mit der Akzeptanz des Nichtwissen ist nicht immer leicht, aber möglich.

Falls Sie sich bei der Gestaltung dieses Prozesses durch systemisches Coaching begleiten lassen möchten, können Sie sich gerne an mich wenden. Ich freue mich auf den Kontakt mit Ihnen.